Maschinenhaus Essen, 08./09.04.2016
„Physisch-visuelles Stück. We have to laugh before midnight. Erzählter Lebensweg. Theater“.
Einige Worte aus der Beschreibung. Klingt schon sehr interessant. Dann noch „im Maschinenhaus Essen“. Da ich dort bisher begeisternde Veranstaltungen erlebt habe (PENG Festival, KNU!, Der Wendepunkt), quasi ein zusätzliches Qualitätssiegel.
Also über die am frühen Freitagabend sympathisch staufreie A42 nach Essen. Noch Zeit für ein entspanntes Kaltgetränk im Vorraum des Backsteinbaus auf dem Gelände der Zeche Carl.
Beim Betreten der Veranstaltungshalle fällt der Blick auf gestapelte Pappkartons, Tisch, Stühle, himmelblaue Wolken aus Müllsäcken.
Die beiden Protagonisten Moritz Fleiter und Fabian Sattler sitzen bereits am Tisch auf der ebenerdigen Bühne.
Fabian Sattler wird aus Goldfolie herausgesaugt, der Tisch fein säuberlich mit buntem Plastikgeschirr und Luftballons gedeckt. Umgestellt. Farblich sortiert.
Die beiden Schauspieler agieren synchron. Papphütchen, Perücke und Maske. Das ist (erst) der Anfang.
Im Lauf der Performance entstehen aberwitzige Kostüme, die nach dem Stück zu vielen Fragen an die beiden Schauspieler führen. „Wie funktioniert das mit den roten Teilen?“, „Seid Ihr auf Knien gelaufen?“ „Waren das normale Luftballons?“.
Gemeint sind aufgeblasene AirSuits, die mich an ein Videospielmännchen erinnerten (das mit der blauen Latzhose und der roten Schirmmütze) oder die Verwandlung in echsenhafte Wesen aus Strumpfhosen und Ballons.
Zwischendurch der römische Feldherr, die Großmutter mit langen Haaren und Oberlippenbart oder der „Normalo“ in Chinos und Pullover mit V-Ausschnitt.
Sprache wird an diesem Abend nur punktuell eingesetzt. Der Slogan des Abends ist aber trotzdem schnell klar: „Schön, dass Ihr alle da seid“.
Fleiter und Sattler rennen und springen über Tisch und Stühle, kämpfen als Echsen miteinander, spielen Todesarten durch. Es fließt kein Blut sondern fliegt Konfetti. Erst recht in Verbindung mit der Windmaschine.
Die Beiden haben sichtlich Spaß… Die Reinigung des Maschinenhauses dürfte dagegen einige Zeit in Anspruch nehmen.
Komisch, rasant, etwas Dada. Keine Atempause.
Zum Ende des Stücks wird aus den Pappkartons ein neuer Tisch gebaut, gedeckt, um sich dann am Ende aufzublasen und selber abzuräumen.
Viel Freiraum für Interpretationen… oder einfach nur wirken lassen und lachen… und das alles weit vor Mitternacht.
Schön, dass ich dabei sein konnte.
WE HAVE TO LAUGH BEFORE MIDNIGHT
Moritz Fleiter & Fabian Sattler
Sandra Becker (Bühne und Kostüme)
Charlotte Kath (Dramaturgie)
Simon Knöß (Technik)
Weitere Fotos dieser Inszenierung auf www.facebook.com/sieben48 (eine Registrierung bei Facebook ist nicht notwendig).