… ein Beitrag von T. Holland
Durch schier unendliche Mediatheken in der Cloud entdecken wir heutzutage viel bequemer immer neue interessante Platten. Umso schwieriger fällt es dann eine Auswahl für einen Jahresrückblick zusammen zu stellen.
Nachfolgend nun das, was wir für den Jahrgang 2016 für bemerkenswert fanden.
Das Metaljahr begann vielversprechend mit Hypno5e’s „Shores of the Abstract Line“. Gojira haben mit „Magma“ ein zugänglicheres und gleichzeitiges bärenstarkes Werk geschaffen. Mit der zuckersüßen bis psychotischen Stimme von Julie Christmas am Mikro haben Cult of Luna auf „Mariner“ eine neue Klangreise angetreten.
Auch Katatonia konnten mit neuen Mitstreitern mit „The Fall of Hearts“ ihre Musik dezent weiterentwickeln.
Be’Lakor bedienen mit „Vessels“ auf höchstem Niveau diejenigen, die den alten Zeiten von Opeth nachtrauern. Für jene ist auch „Endless Light“ von O’Brother ein Versuch wert.
Den Jahrespreis für das beste Konzeptalbum könnte man an Insomnium für „Winter’s Gate“vergeben. Alcest haben auf „Kodama“ ihren blankgeputzten Black Metal nur unwesentlich weiterentwickelt. Durchweg interessanter ist dagegen „Rooms“ von Todtgelichter.
Wenn es einfach mal nur laufen soll, liefern 1000mods mit „Repeated Exposure To…“ ein starkes Angebot.
Die Retrorockwelle war 2016 weniger ergiebig. Witchcraft liefern auf „Nucleus“ eher durchschnittlich ab. The Sword drehten ihren Stücken auf „Low Country“ den Saft ab. Die nerdigen Wolf People können mit „Ruins“ Akzente setzen.
In der Psychedelic-Ecke wurde in 2016 durch Motorpsycho mit „Here Be Monsters“ ein abermals großes Album abgeliefert.
Schöne Überraschungen gab es aber auch mit „Either That or the Moon“ von Desert Mountain Tribe und Hexvessel’s „When We Are Death“.
Viel Atmosphäre und große Stücke liefern Daughter mit „Not to Disappear“ ab.
Stark auch die düstere Stimmung auf „Older Terrors“ von Esben and the Witch. Reduziert und mit Tiefgang ertönen Nick Cave & The Bad Seeds auf „Skeleton Tree“. Kristoffer Gildenlöw durchwandert auf „The Rain“ die Demenz-Krankheit eines Menschen.
Andrea Schroeder setzt in „Void“ weniger auf Tragik als auf ungewöhnliche, teils sperrige Stücke. Nochmals bissiger erklingen die Gitarren auf Wovenhand’s „Star Treatment“ ohne das schamanenhafte, missionarische Ambiente zu verlassen.
Alte Helden wie Pixies mit „Head Carrier“ und Dinosaur Jr. mit „Give a Glimpse of What Yer Not“ haben in 2016 Lebenszeichen von sich gegeben. Aber keiner lispelt so schön und authentisch auf einer Platte wie Justin Sullivan von New Model Army auf „Winter“.
Postrock ist auch in 2016 nicht tot zu bekommen. Explosions In the Sky liefern auf „The Wilderness“ ein hohes Niveau ab, ohne jedoch wirklich zu überraschen.
Das gilt auch für Mogwai’s „Atomic“. Kokomo gelingt es hingegen, auf „Monochrome Noise Love“ das ein oder andere Aha-Erlebnis beim Hörer zu erzeugen.
Auch Mono brechen auf „Rays of Darkness“ förmlich aus ihrem bewährten Rahmen. Long Distance Calling verabschieden sichmit „TRIPS“ zunehmend vom Postrock in Richtung Pop und Alternative.
In diesem Segment finden sich mit Aestrid’s „Silver“ und Blueneck’s „The Outpost“ aber spannendere Alben.
Wie Postrock in 2016 klingen kann und wo die Reise hingeht demonstrieren Russian Circles auf „Guidance“.
Fates Warning liefern in 2016 mit „Theories of Flight“ mal wieder ein starkes (traditionelles?) Progwerk ab. Wie stark der Verlust eines Menschen den Sound einer Band prägen kann, dokumentiert Riverside’s „Eye of the Soundscape“. So haben Riverside noch nie geklungen. Wir sind gespannt, wie es nun weiter geht.
Dark Suns bieten auf „Everchild“ eine gut gelungene Alternative.
Auf „The Madness of Many“ erzeugen Animals As Leaders mit kräftigem Griff in die Jazz-Rock-Kiste einen gänzlich einzigartigen Sound.
Bombastisch und krautig geht es auf Ulver’s „Atgclvlsscap“ zur Sache.
Mehr Elektronik und Pop, weniger Floydiges haben Okta Logue auf „Diamonds and Despair“ aufgenommen.
RPWL haben dagegen mit „The Man and The Journey“ein Pink Floyd Album eingespielt, dass Pink Floyd selbst nicht veröffentlicht haben.
„Your Wilderness“ von The Pineapple Thief entrückte uns leider nicht mehr als ein „ok“.
Über das, was Steven Wilson auf „4 ½“ an Bonustracks zu „Hand Cannot Erase“ zusammengestellt hat, würden sich manche Bands freuen.
In „Last“ von Frequency Drift sollten Prog-Fans auch unbedingt einmal reinlauschen.
Opeth lieferten mit „Sorceress“ ein erwartet gutes Werk ab, wenngleich die erhoffte Rückkehr zu einer gesunden Härte ausgeblieben ist. Die hat bei Crippled Black Phoenix auf „Bronze“ zugenommen, was etwas zu Lasten der Arrangements geht. Leider etwas eintönig ist „Drifter“vom Seitenprojekt Se Delan geworden.