Mythomania. Was ist Lüge? Was ist Wahrheit?

Mythomania 26. – 28.05.2016 im Maschinenhaus Essen 

Mythomanie, laut Wikipedia

„…. ist ein Konzept welches das Verhalten von Personen beschreibt, die wiederholt lügen. Obwohl Pseudologie als Symptom anerkannt ist, herrscht keine Einigung ob es auch die Kriterien einer eigenständigen psychologischen Störung erfüllt….

Mythomania, der Titel einer Inszenierung im Essener Maschinenhaus.

Mythomania

Im zugehörigen Videotrailer die Nahaufnahme eines Mannes, der durch den Wald stolpert, eine Frau in hellem Mantel kreuzt seinen Weg, Gelächter dann ein kurzer Text:

„Was ist das für 1 Show?“

Sieht interessant, spannend, abgedreht aus. Also am Wochenende nach Essen.

Es stellt sich dann natürlich auch die Frage, wie ein Wald in das Gemäuer des Maschinenhaus kommen soll?

Es ist dann kein ganzer Wald geworden, aber eine große Birke. Ansonsten im Hintergrund ein Bistrotisch, Stühle. In einer Ecke der Bühne Yotam Schlezinger, der während der Aufführung mit Gitarre und Effektgeräten für Livesounds und -musik sorgt.

Mythomania

Die drei Schauspieler stellen sich dem Publikum vor. Dies geschieht noch weitere Male an diesem Abend.
Allerdings sind es immer andere Namen, Alter, Wohnorte, Eigenschaften, Hobbies und Geschichten.

Mal geht es um pinkfarbene Kaugummis mit Riesenblasen, die über Nacht ihren Geschmack aufladen, Leichen in Geisterbahnen, Axtwerfen, die ausgestopften Hunde Birko I bis IV oder die Rollenspiele als Karius und Baktus mit Peitschen Peter.

Klasse. Irrwitzige Dialoge. Wahrheit triff Lügen!?

Über Sven Gey im goldenen Glitzersakko als Jan Böhmermann – „Hashtag“ (Anm. die Besucher werden es verstehen) – geht es dann nach Schweden.

Mythomania

Der sich u.a. auf Grund eines Banküberfalls in psychiatrischer Behandlung befindliche Sture Bergwall hatte 33 bisher ungeklärte Morde gestanden, wurde verurteilt. Die Justiz jubelt… dabei hatte er aber tatsächlich keinen der Morde begangen.

Was ist Wahrheit? Was ist Lüge?

In mehreren Szenen wird der Fall dieses Mannes, der lügte um „bekannt“ zu werden und das Justizversagen auf die ebenerdige Bühne des Maschinenhauses gebracht. Johanna Wieking als Staatsanwältin, Pia Alena Wagner als Reporter Råstam, dem sich der von Sven Gey gespielten Bergwall nach Jahren in der Psychiatrie anvertraut.

Bei einem nachgestellten Mord im Wald wird mit Birke, Licht und Ton eine mystische, fast unheimliche Stimmung erzeugt… natürlich die Ausdrucksstärke und das Spiel der Akteure nicht zu vergessen.

Abwechslungsreiche, überraschende, komische Szenen, wie die im Hintergrund singende Johanna Wieking während vorne auf der Bühne Gey mit Wagner auf dem Betonboden ringt oder die Fütterung Bergwalls mit Psychopharmaka.

(Aufmerksamkeits)Wahnsinn in oder außerhalb der Psychiatrie?

Eine klasse Inszenierung, überraschend, spannend, komisch aber auch den Fall Bergwall betreffend, nachdenklich machend.

Die Besucher dankten es den Akteuren mit großem Applaus.

Schade, dass es von diesem Stück nur drei Aufführungen gab.

 

2013 wurden alle Anklagen und Urteile gegen Sture Bergwall aufgehoben.

 

Auf der Bühne
Sven Gey
Pia Alena Wagner
Johanna Wieking
Yotam Schlezinger

Vor und hinter der Bühne
Simina German (Künstlerische Leitung/Regie)
Edis Şipal (Regieassistenz)
Akin E. Şipal (Text/Dramaturgie)
Simon Knöß (Licht)
Anne Manss (Bühne/Kostüm)

 

Weitere Fotos auf www.facebook.com/sieben48 (eine Registrierung bei Facebook ist nicht erforderlich).

 

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