… und weiter geht es mit meinem kleinen XJAZZ Bericht.
Wie am Vortag beginnt mein XJAZZ-Tag um 18 Uhr in der Emmauskirche. Das vom Eröffnungskonzert bekannte Atom String Quartet zusammen mit Vladyslav Sendecki am Flügel. Die Kirche sehr gut besucht, hätte ich für diese Uhrzeit nicht unbedingt erwartet. Das Konzert fantastisch. Ruhige, intensive Töne des Pianisten und der vier Streicher. Schöner Einstieg in Festivaltag Nummer 3.
Vor der Kirche stehen ein paar Leihräder aus der Kooperation der Deutschen Bahn mit einem Lebensmitteldiscounter. Radnummer in die App, Freischaltcode ins Fahrrad eingegeben und los zum Tony Allen Quartet.
So komme ich früh genug im BiNuu an, um mir einen Platz in den vorderen Reihen zu sichern. Neben mir ein geschätzt achtjähriger Schlagzeugschüler in Begleitung seiner Mutter, der unbedingt den großen Meister live sehen möchte. Der fast 77 jährige Nigerianer kommt lächelnd auf die Bühne, setzt sich hinter sein Schlagzeug und legt los. Wow. Das macht Appetit auf die Fela Kuti Alben in der heimischen Tonträgersammlung.
Der „Tag der Schlagzeuger“, so könnte man meinen Konzertfreitag auch untertiteln, ist eröffnet.
Christian Prommer ist bereits zum dritten Mal auf dem XJAZZ dabei und für mich ist seine Drum Lesson im Watergate ein Pflichttermin, zudem stehen ihm mit Kelvin Sholar (keyb), Charles Sammons (b) und bei den letzten Stücken Sängerin Jeannel hervorragende Mitspieler zur Seite.
Ein Ortswechsel ist diesmal nicht nötig. Das folgende Gilad Hekselman Trio hat mir Freund Christian nahegelegt. Danke für den Tipp. Das, was der in den Staaten lebende Hekselman an Gitarren und Effektgeräten im ins Rotlicht getauchte Watergate abliefert, ist beeindruckend. So klingt moderne Jazzgitarre.
LIIMA sagte mir beim ersten Blick ins Programm nichts … Efterklang dagegen schon. Efterklang + Tatu Rönkkö = LIIMA. Auch im LIDO Rotlicht, dazu Synthesizer, Drum Samples, Gesang… das Album „ii“ läuft mittlerweile regelmäßig bei mir und der Auftritt auf dem Festival in Haldern ist bereits im Kalender notiert.
Schlagzeug Nummer 3: Yussef Kamaal = Yussef Dayes and Kamaal Williams. Drum’s & Keys. Eine schweißtreibende Angelegenheit im knallvollen BiNuu. Funk, Jazz, HipHop. Groove. Das Publikum geht förmlich ab.
Kurz vor eins am Samstagmorgen. Federico Albanese in der Emmauskirche. Tja… was soll ich sagen… die Kirche ist um diese Uhrzeit voll. Der Italiener am modifizierten Flügel mit Musik zwischen Klassik und Ambientsound. Dazu die passende Beleuchtung (Lob an die Lichtmischer).
Vorfreude auf das kommende Konzert im Rahmen des Traumzeit Festivals im ehemaligen Duisburger Hüttenwerk.
Ausschlafen am Samstag, Bummel über den Markt in Friedrichshain, Koffeinzunahme, 18 Uhr Taner Akyol Trio feat. Kaan Bulak. Nach dem Eröffnungskonzert mit dem Berlin X Warschau Ensemble, Taner Akyol an der Oud mit eigener Band und bei den letzten Stücken mit elektronischer Verstärkung. Gelungener Auftakt meines letzten Festivaltags.
Danach geht es weiter zu Spacepilot, die ich im letzten Jahr zusammen mit Carolin Pook live sehen konnte. Das Watergate ist wieder abgedunkelt und weiterhin in Rotlicht gehüllt. Wie schreiben Elias Meister (git), Leo Genovese (keyb) und Joe Hertenstein (dr) auf ihrer Facebookseite: Improvised – dancy – rock-infused – beautiful – loud – strange – soft – a b s t r a c t… passt.
Zwischen Watergate und Emmauskirche liegt auf einer Verkehrsinsel im ehemaligen Pissoir der Burgermeister. Die Braterei dürfte in so ziemlich jedem Reiseführer Erwähnung finden. Lange Wartezeiten sind also normal… aber upps keine Schlange, Fahrrad abgestellt, Fleischklopps bestellt und dann gestärkt zu Max Andrzejewskis Hütte & The Homegrown Organic Gospel Choir.
Vor ein paar Monaten spielte der Berliner Schlagzeuger mit kleinem Chor in Duisburg. Auf dem XJAZZ ist der Chor dann 12 Köpfe stark. Im Gepäck das neue Album mit Titeln wie „Butter“, „Stomach“, „Sugo“… Essen als Ersatzreligion – der oben beschriebene Zwischenstopp war allerdings nur mit dem Ziel der schnellen Nahrungsaufnahme motiviert – und um mit wenigen Worten auf das Konzert zurückzukommen… Standing Ovations.
Der musikalische Leiter und Mitgründer des Festivals Sebastian Studnitzky (p, tp) mit Tim Sarhan (dr), Paul Kleber (b) und Laurenz Karsten (git) sind mein vorletztes XJAZZ-Konzert.
Das LIDO bestuhlt und abgesehen von senkrecht stehenden Glühlampen und Lichteffekten weitestgehend dunkel. Die Musiker sitzen inmitten des Publikums. Es groovt und boomt. Man merkt dem Quartett den Spaß bei ihrem Heimspiel an… und Spaß haben auch die Zuschauer. Ein Konzert, dass lange in Erinnerung bleiben wird.
Nur eine kurze Umbaupause und vor den Zuschauern stehen vier Stühle plus Schlagzeug für das französische Streichquartett Quatuor IXI und Dejan Terzic. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich solch eine Kombination bereits live gesehen habe. Das Zusammenspiel der so unterschiedlichen Instrumente ist faszinierend und begeisternd.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht geht es nach dem Konzert ins Hotel.
Ich freue mich auf XJAZZ 2018!!!
Zum ersten Teil des XJAZZ-Bericht
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