Ein Tag, drei Konzerte: Hanna Schörken und Thorsten Töpp

10.02.2017 – Dortmund, Bochum, Duisburg

Drei Konzerte – drei Orte – drei Kirchen – Dortmund, Bochum, Duisburg und das alles an einem Tag. Hanna Schörken und Thorsten Töpp auf Ruhrgebietstour. Wenn das mal nicht interessant klingt, also Fototasche gepackt und mitgefahren.

Drei sehr unterschiedliche Lokationen, alle sehr zentral und fußläufig vom jeweiligen Hauptbahnhof gelegen, dass war es dann aber auch schon fast an Gemeinsamkeiten.
Auf den Fußball bezogen könnte man jetzt zu den Städten sagen Bundesliga, 2. und 3. Liga, aber für diesen Konzerttag ist das außer Kraft gesetzt.

Aber fangen wir von vorne an.

Start um 13Uhr in der Petrikirche in Dortmund, heller Innenraum, Stühle kreisförmig angeordnet. In der Mitte ein Blumenbukett, im Hintergrund (normalerweise) der Hauptanziehungspunkt, ein großer, goldfarbener Schnitzaltar. Wie man mir vor Ort erklärte, der größte erhaltene Antwerpener Altar mit mehr als 5 Meter Höhe. Wieder was gelernt. Konzerte bilden.

Wirkt alles freundlich, hell. Hier findet freitags um 13 Uhr normalerweise unter dem Titel „Orgel zu Mittag“ ein, wie der Titel schon sagt, Orgelkonzert statt. Diese wird allerdings heute nicht in Betrieb genommen.

Stattdessen ist das Programm „Zarte Farben der Erinnerung“  der beiden eingangs genannten Künstler angesagt.

Die erste Hälfte bestreitet Thorsten Töpp mit seiner Akustikgitarre u. a. mit seiner Hommage an Nelson Mandela, danach ein Solo Part von Sängerin Hanna Schörken um zum Abschluss gemeinsam vier musikalische Portraits von im Nationalsozialismus verfolgten und bis auf Eva Hesse umgekomme Damen zu präsentieren (Selma  Meerbaum-Eisinger, Etty Hillesum, Charlotte Salomon, Eva Hesse).

Die Stühle werden gezielt angesteuert, anscheinend Stammgäste der Konzertreihe. Begrüßung mit einführenden Worten von Thorsten Töpp und los geht es. Das Konzert scheint zu gefallen, zumindest wenn man nach den mit Handy videofilmenden Besuchern geht.

Equipment, sprich Gesangslautsprecher, Elektronikkästlein, Notenständer, Kabel und Gitarre eingepackt, VRR Zusatzticket entwertet und mit der Regionalbahn ins benachbarte Bochum.

Dort ist Zeit für Nahrungsaufnahme und Heißgetränke im veganen Restaurant. Hellgrün überwiegt bei der Innenausstattung und auf die schon fast ungewohnt direkte Frage der Inhaber „Geht’s Euch gut?“, ein klares „Ja“. Erst recht nach dem Essen, auf den Brownie zum Abschluss habe ich verzichtet, soll aber sehr gut gewesen sein.

Durch die Fußgängerzone dann weiter zur Pauluskirche. Dunkle Holzbänke, farbige Fenster, Kerzen an den Seitenwänden.

Schon ein Kontrast zum Tagestourauftakt. Verlängerungskabel und Steckdosenleiste raus, alles zusammengestöpselt und um 17 Uhr Start von Konzert Nummer zwei.

Das Publikum lauscht intensiv und konzentriert. Auch hier der verdiente Applaus für die beiden Musiker.

Danach muss es schnell gehen, die nächste Bahn zum Abschlusskonzert nach Duisburg ist knapp terminiert und sogar pünktlich angekündigt (kaum zu glauben). Ein Tourbus war für einen Tag nicht buchbar und ist  für Ruhrgebiet und A40 am Freitagnachmittag eigentlich auch keine Alternative. Passte dann aber alles.

Um 19:30 Uhr St. Joseph am Duisburger Dellplatz. Die größte der drei Kirchen, fester Veranstaltungsort des Platzhirsch Festivals, heute allerdings ohne (Zusatz)beleuchtung.

Vor dem Konzert noch ein kurzes Fotoshooting der beiden Musiker mit der Regionalpresse und pünktlich beginnt das Heimspiel.

A.C.D.E.B. von Hans-Joachim Heßler, Claude Debussy, Mandela, Stimme & Live Electronics, Vier Portraits.

Auch hier absolute Stille in der Kirche, so dass Gitarrenspiel und der elektronisch modifizierte Gesang glasklar rüberkommen.

Hanna Schörken hatte die Konzerttour im Netz mit „certain places ,certain wonder“ beschrieben. So war es dann auch. Ihr Solopart und der gemeinsame Teil mit Thorsten Töpp drei Mal gespielt, drei Mal improvisiert, drei Mal anders.

Passte… und das war Liga No. 1. in Duisburg.

 

Das Programm im Detail:

A.C.D.E.B – Hans Joachim Heßler
Thorsten Töpp – Gitarre

Claude Debussy
La fille aux cheveux de lin (aus Préludes, 1er livre, 1910)
Bearbeitung vo Julian Bream
Thorsten Töpp – Gitarre

Mandela – Thorsten Töpp
Thorsten Töpp – Gitarre

certain floors, certain wonders – Hanna Schörken
Hanna Schörken, Stimme, Live-Elektronik

Vier Portraits – Thorsten Töpp
1. Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942)
2. Etty Hillesum (1914-1943)
3. Charlotte Salomon (1917-1943)
4. Eva Hesse (1936-1970)
Hanna Schörken, Stimme, Live-Elektronik / Thorsten Töpp Gitarre

 

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