SOEN (Support: Madder Mortem), 04.04.2017, Underground – Köln
Nachdem es in den letzten Monaten einzelne neue Titel von SOEN vorab zu hören gab, veröffentlichten die Schweden im Februar mit Lykaia nach „Cognitive“ und „Tellurian“ ihren dritten Longplayer.
Ich verfolge das Schaffen der Skandinavier seit ihrem Erstlingswerk und hatte bereits mehrfach das Vergnügen die Band um Sänger Joel Ekelöf und Schlagzeuger Martin Lopez live zu erleben, zuletzt Ende 2015 auf dem Euroblast Festival in der Kölner Essigfabrik.
Nachdem ich SOEN bereits am Vortag in der Kulturfabrik Krefeld live erleben konnte, zieht es mich am Dienstagabend in die Domstadt. Mit der Bahn zeitige Ankunft in Köln-Ehrenfeld und dann ein paar Meter zu Fuß ins Underground.
Routinierte und absolut entspannte Zugangskontrolle vor dem Außenbereich der Konzertstätte und gleich nach dem Betreten trifft man nette Bekannte, so dass die Zeit bis zum Start des Supports MADDER MORTEM schnell vergeht.
Beim Auftritt der Norweger ist die Halle bereits gut gefüllt. 1993 gegründet, zwischenzeitlich neu formiert, ist es nach vielen Jahren die erste Tour der Band um Sängerin Agnete Kirkevaag. Vor 15 Jahren waren sie bereits mit Opeth auf deren „Deliverance Tour“ unterwegs. Damals bei den Schweden am Schlagzeug: Martin Lopez. Kein Wunder, dass MADDER MORTEM dann auch problemlos die für einen Support ungewöhnlich lange Spielzeit von 60 Minuten füllen.
Kurze Umbaupause und um 21:30 Uhr weht der Duft von Weihrauch von der Bühne. SOEN eröffnen mit „Canvas“ von ihrem Debutalbum das Konzert.
Ihr kennt diese Bilderrätsel wo gefragt wird, was stimmt an diesem Bild nicht?
Angenommen, wirklich nur angenommen, man würde jetzt ein Foto der Band machen und es über irgendeinen Messengerdienst der zu Hause gebliebenen besseren Hälfte mit der Frage senden, was käme dann zurück? Vermutlich „Der Herr mit Glatze und Sakko“.
Gemeint ist Sänger Joel Ekelöf, der neben den vier langhaarigen Herren Stefan Stenberg (b), Marcus Jidell (g), Lars Ahlund (kb, g) und Martin Lopez (d), (schon irgendwie) äußerlich auffällt.
Aber schon einmal vorab und damit kein falscher Eindruck entsteht, es stimmte Alles.
Das Underground mit geschätzt 300 bis 350 Personen sehr gut gefüllt, klasse Sound, entspanntes, bunt gemischtes Publikum.
Dem Opener folgt mit „Sectarian“ der erste Titel vom aktuellen Album um dann zu „Savia“ zu gelangen.
Der Gesang von Joel Ekelöf melodiös, hymnisch, dazu seine ausdrucksstarke Gestik. Er stellt sich aber nicht in den Mittelpunkt, in den Passagen ohne Gesang oder wenn seine Mitstreiter die Haaren fliegen lassen, geht er ein paar Schritte auf der Bühne zurück.
Kraftvolles und detailreiches Gitarrenspiel von Martin Jidell und Lars Ahlund der zwischenzeitlich die Gitarre zur Seite legt und zu Keyboards und Bongos wechselt. Martin Lopez ist hinter seinem Schlagzeug kaum zu sehen. Kein einfaches Unterfangen ein Foto von ihm zu erstellen, aber darauf kommt es im Endeffekt nicht an. Ganz feine Sache, was er da raushaut.
Orientalische Klänge dann bei bei „Jinn“. Die Titel haben Ohrwurmcharakter. Atmosphärisch dicht, treibend.
Die Besucher gehen mit, sind begeistert und auch den Musikern merkt man an, dass sie Spaß haben. Dafür sorgt natürlich auch die niedrige Bühne ohne Graben im Underground. Näher dran geht’s nicht.
Eigentlich wollte ich Herrn M. J. K. oder Sätze wie „klingt wie“… vermeiden, aber als ich mich für ein Foto nach hinten, in Richtung Mischpult bewege, bekomme ich aus einer Unterhaltung zweier Underground Mitarbeitern mit: „Weshalb spielen denn Tool hier unter anderem Namen?“
Erinnerte mich das erste Album der Schweden in Teilen an „A Perfect Circle“, was ich sehr positiv finde, so haben SOEN ihren eigenen, kreativen Sound gefunden. Der Querschnitt durch die bisherigen Alben der Skandinavier an diesem Abend zeigt dies eindrucksvoll.
Nach anderthalb Stunden Spielzeit beenden SOEN mit „Tabula“ und „Lucidity“ den Konzertabend und es geht gut gelaunt wieder nach Hause.
SOEN, begeisternd und immer wieder einen Konzertbesuch wert.
Setlist:
- Canvas
- Sectarian
- Savia
- Sister
- Pluton
- Words
- Opal
- Kuraman
- Jinn
- Fraccions
— - Tabula
- Lucidity
Fotos aus Krefeld und Köln