New Fall Festival 28.10. – 01.11-2015, Düsseldorf
Seit ein paar Tagen gehört das 5. New Fall Festival nun der Vergangenheit an, die Eindrücke aber bleiben.
Ist das New Fall Festival eines von vielen Festivals oder gibt es, abgesehen vom etwas untypischen Zeitpunkt Ende Oktober, weitere Unterschiede? Womit grenzt es sich von anderen Festivals ab?
Da es zu allen Konzerten Einzeltickets gab, ist die Bezeichung „Konzertreihe“, wie auch auf der Facebookseite des Veranstalters zu lesen, vielleicht treffender.
Die Veranstaltungsorte, unter anderem die Düsseldorfer Tonhalle, der Robert-Schumann-Saal des Museums Kunstpalast, das Tanzhaus NRW, Capitol Theater, NRW-Forum oder Räumlichkeiten im Hotel Nikko. Zum Teil Orte, die man nicht unbedingt sofort mit einem Festival in Verbindung bringen würde. Soviel vorab, Lokationen, die allesamt für Konzert- / Kulturgenuss und guten Sound des sehr vielseitigen, genreübergreifenden Programms stehen.
Denn neben Namen wie Marianne Faithfull stehen u. a. Patrice, Alligatoah & RheinBrass, Apparat, Kitty, Daisy & Lewis, Curtis Harding, Olli Schulz, Bukahara, Keshavara u. v. m auf dem Programm. Dazu Lesungen von Andreas Dorau (ja, genau der von „Fred von Jupiter“) und Thees Uhlmann. Die künstlerische Vielfalt ist also groß.
Spricht Marianne Faithfull eher die Ü3x + y Zielgruppe an, so war es bei Alligatoah zur besten Sonntagskaffeezeit eher das jüngere Publikum, dass bei diesem Konzert textsicher für grandiose Stimmung sorgte.
In den ersten 45 Minuten stand der deutsche Rapper zusammen mit BRKN am Flügel auf der Bühne, bevor das RheinBrass Ensemble der Robert-Schumann Hochschule ordentlich Druck in die restlos ausverkaufte Tonhalle brachte. Die Besucher begeistert. Standing Ovations. Auch die Protagonisten auf der Bühne schienen diese außergewöhnliche, einmalige Zusammensetzung unter der musikalischen Leitung von Gregor Schwellenbach zu geniessen. Klasse.
Damit sind wir schon mitten bei den Konzerten. Diese fanden zum Teil parallel statt, also die Qual der Wahl.
Mein persönlicher Festivalauftakt war das Konzert von Balthazar am Donnerstagabend. Nachdem ich die Belgier bereits auf dem diesjährigen Traumzeit Festival live erleben konnte, wurde ich auch diesmal nicht enttäuscht. Sie überzeugten im Tanzhaus NRW mit ihrem alternativen Elektropop und vielstimmigen Gesang mit Ohrwurmcharakter.
Im Gegensatz zu den komplett bestuhlten Lokationen Capitol Theater, Robert-Schumann Saal und Tonhalle, gab es im Tanzhaus NRW im Parkett Stehplätze und im hinteren Teil der Halle ansteigende Sitzreihen. Ein sehr guter Mix bei Balthazar und den weiteren dort stattfindenden Konzerten.
Am Freitag ging es dann in den Robert-Schumann-Saal des Museum Kunstpalast zu den ausverkauften Konzerten von Chassol und Apparat. Zuerst der französische Komponist, Pianist und Multimediakünstler Christophe Chassol mit seinem zweiten, begeisterndem Auftritt während des Festival. Chassol an diversen Tasteninstrumenten begleitet von seinem Partner am Schlagzeug. Musik verschmilzt mit Licht und Bildern.
Dies galt auch nach einer kurzen Umbaupause für Apparat um bzw. mit dem Berliner Elektonikkünstler Sascha Ring. Sechs Personen auf der Bühne. Elektronik, Geige, Pauken und der Apparat aus dem visuelle Welten in Echtzeit scheinbar gezaubert wurden. Sound und Bildcollagen aus anderen Spähren. Ein Publikum, dass sich in den Stühlen zurücksinken lies und das Dargebotene genoss. Welch ein Abend.
Mit Marianne Faithfull am Samstagabend dann einer der ganz großen Namen auf der Bühne des Capitol Theaters. Die fast 70 jährige begleitet von Gitarre, Schlagzeug und Keyboard in der Mitte der Bühne, stehend und sitzend, mit ihren Musikern und dem Publikum interagierend. Das Repertoire gemischt aus Klassikern ihrer langjährigen Karriere und Kompositionen u. a. von Mark Lanegan und Nick Cave. Dazwischen ironisch, humorige Ansagen vor einem Publikum sämtlicher Altersklassen … so ist das dann mit den „vermuteten Zielgruppen“.
Nur wenige Meter entfernt bot der NRW Abend im Tanzhaus heimischen Bands eine Bühne. Den Start machte das Trio Woman aus Köln, gefolgt von Keshavara und Bukahara.
Tanzende Besucher vor der Bühne, ein sprunggewaltiger Keshav Purushotham und Bukahara in Trio Formation. Stimmungsvolle, grenz- oder besser kontinentüberschreitende Musik. Sehr schön. Das Bukahara Konzert wurde übrigens vom WDR für die Sendung Funkhaus Europa aufgezeichnet.
Am Sonntag ging es nach dem bereits oben beschriebenen Konzert von Alligatoah & RheinBrass, am Abend zu Two Gallants aus San Francisco. Alternative-Indie-Punk-Folkrock mit Adam Stephens an Gitarre und Mundharmonika und Tyson Vogel am Schlagzeug.
Rauer, eindringlicher Gesang. Schmutzig. Kraftvoll. Intensiv. Stehen da wirklich nur zwei Personen auf der Bühne, die solch einen druckvollen Sound, solch eine Stimmung erzeugen? Ja. Grandios. Ein klasse Abschluss des Festivals.
Laut Presseinfo wurde in diesem Jahr ein neuer Besucherrekord erzielt. 12.500 Zuschauer oder besser Zuhörer besuchten dieses, um zurück zu den Eingangssätzen zu kommen, besondere Festival: Das New Fall Festival, dass sich durch Programm und Lokationen schön etwas von anderen Festivals abgrenzt.
Fazit: Ein hervorragendes New Fall Festival 2015. Ich freue mich auf das sechste New Fall 2016.
Weitere Fotos des New Fall Festival auf www.facebook.com/sieben48 bzw. direkt unter:
Alligatoah und RheinBrass in der Tonhalle
Hier geht es zur offiziellen Facebookseite des New Fall Festivals.
Auszüge und Impressionen vom New Fall Festival 2015