New Fall Festival, Düsseldorf , 27.10.2016
„Besondere Künstler an besonderen Orten“ ist das Motto des New Fall Festivals oder wie es vielleicht besser klingt „beautiful music, beautiful places“.
Abseits von Schlamm, Zelt, Campinggrill und Sonnenbrand existiert diese Konzertserie bereits seit 2011 und hat in diesem Jahr erstmals auch den Weg nach Stuttgart gefunden.
Mein persönlicher Konzertplan der Düsseldorfer Ausgabe umfasste u. a. Explosions in The Sky, Shipwrecks, WILCO, Grandbrothers, Silversun Pickups, Lucy Dacus und den NRW Abend.
Aber der Reihe nach…
Donnerstag, 18 Uhr, mein Festivalstart mit den Grandbrothers. Für mich der zweite Liveauftritt des Duos innerhalb der letzte Monate.
Ort: Die Johanneskirche mitten in der Stadt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zu erreichen.
Ich bin schon vielfach an der Kirche vorbeigelaufen, nun bin ich zum ersten Mal drin. Die Sitzplätze auf den Bänken sind nummeriert, die Kirche sehr gut gefüllt, fast wie beim Weihnachtsgottesdienst. Im Altarraum steht ein Flügel, Kabelbäume gehen von dort zu einem Tisch mit allerlei Elektronik.
Vor dem Konzert ist der modifizierte Flügel dicht von Zuschauern umringt. Der Aufbau ist verständlicherweise ein interessantes Fotomotiv.
Licht, dass anfangs durch die hohen Kirchenfenster nach innen dringt und die aufgestellten LED-Säulen, hüllen den Kircheninnenraum in ein atmosphärisch passendes Ambiente.
Erol Sarp und Lukas Vogel spielen auf einem Flügel, quasi vierhändig, sitzen allerdings nicht nebeneinander auf einer Bank. Sarp direkt am Flügel, sein Partner hinter dem einige Meter entfernten Tisch.
Die oben genannten Kabelstränge verbinden Vogel mit dem Instrument. Er steuert aus der Ferne kleine, an einer Metallschiene über dem Flügel angebrachte Hämmerchen.
Es entstehen Collagen, rhythmisch, experimentell, überraschend, aber eingängig. Die Kirche wird zum Club, in dem die Zuschauer allerdings nicht tanzen, sondern fast andächtig sitzen, lauschen, mit den Beinen wippen, zwischen den Stücken in Applaus ausbrechen und die angekündigten Zugaben einfordern… und diese auch bekommen 🙂
Passt. Festivaleinstieg mehr als gelungen.
Von dort geht es direkt ins Museum Kunstpalast. Auch im dortigen Robert-Schumann-Saal ist Instrumentalmusik angesagt, allerdings etwas anderer Art.
Den Auftakt machen Shipwrecks. Kannte ich nicht. Vom Bandnamen hätte ich als Herkunft irgendeine Küstenregion erwartet. Gefehlt. Die 4 Jungs kommen aus Köln und hauen dann eine feine Portion Postrock raus. Klasse Einstimmung auf die dann folgenden Explosions in The Sky.
Die Texaner betreten dann nach einer kurzen Umbaupause die Bühne, werfen Gitarren und Lichtmaschinerie an und bauen Klangwände und Soundlandschaften auf, lassen diese wieder einstürzen.
Brachial, detailreich und fragil zugleich.
Auf dem Boden, vor und hinter der Band, bauen zwei Reihen Scheinwerfer zur Wall of Sound noch zusätzliche Wall of Lights auf. Die Musiker sind zum Teil nur schemenhaft zu erkennen. Also keine Ablenkung – der Sound kann wirken. Die gute Akustik im Robert-Schuman-Saal trägt ihren Teil dazu bei.
Ohne Unterbrechung zieht die Band die Besucher mit Titeln des aktuellen Albums „The Wilderness“ und von den Vorgängerwerken in ihren Bann. Ein Rundblick durch das Publikum zeigt leicht nickende Köpfe, geschlossene Augen. Am Ende des Konzerts glaubt man ein lautes „Ausatmen“ zu hören.
Mikrofonständer überflüssig. Ein beeindruckender Instrumentalabend.
Weitere Fotos vom Festival
Grandbrothers
Shipwrecks
Explosions in the Sky
Zum 2. Teil des Festivalberichts: New Fall Festival 2016 – NRW und Amerika